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Aktueller Artikel


Philosophie der Synthese: Das Reich Gottes

Aart Jurriaanse

 

Auszug aus dem Buch von Aart Jurriaanse: Philosophie der Synthese; eine Einführung in die zeitlosen Weisheitslehren.

In lockerer Folge veröffentlicht unser Onlinemagazin Auszüge aus diesem Buch. Es fasst einleuchtend und prägnant den Inhalt des grundlegenden, jedoch oft schwer verständlichen Werks von Alice Bailey zusammen. Der folgende Text stammt von den letzten 3 Seiten (Kapitel XIV).

Hier geht es zur Buchbesprechung.


 

Bild: Lotte Kofler

Das Reich Gottes auf Erden muss als eine feste Grösse betrachtet werden, deren allgemeine Anerkennung allerdings noch aussteht. Dieser Schritt wird noch solange verhindert, als das Reich Gottes dem Absolutheitsanspruch einiger Kirchen, Religionen und Organisationen untersteht, die behaupten, der Zutritt könne ausschliesslich mit Hilfe der von ihnen festgelegten Regeln und Vorschriften erlangt werden. Die Menschheit wird jedoch zu der Erkenntnis gelangen, dass das Reich Gottes weder auf christlichem noch auf buddhistischem Boden gewachsen ist und auch nichts mit irgendeiner anderen Kirche, Religion oder Organisation zu tun hat, sondern dass es aus jener einheitlichen Gruppe seelendurchdrungener Menschen besteht, die beständig Liebe ausstrahlen und einzig und allein vom Willen zum Guten motiviert werden.

 

Die neue Gruppe der Weltdiener, dieser lose Verband geistig ausgerichteter Menschen auf Erden, gilt als symbolischer Vorposten des Fünften Reiches. Sie sind die Vorboten der Hierarchie, die nun langsam nach aussen tritt und die als Wegbereiter für das Erscheinen des Meisters aller Meister unter den Menschen dient. Die Vorhut dieser befreiten Seelen befindet sich bereits inmitten der Menschheit. Unauffällig und grösstenteils unbekannt üben sie beharrlich ihren Einfluss aus und führen die menschliche Spezies langsam ihrer glücklichen Bestimmung zu.

 

Wir sollten uns darüber im Klaren sein, dass die bestehenden Beziehungen in diesem höheren Reich ausschliesslich geistiger Art sind und der Mensch allein an seinen Herzensqualitäten gemessen wird. Alle physischen Unterscheidungsmerkmale werden nichtig: Es kommt nicht darauf an, ob ein Mensch – nach menschlichen Massstäben – reich oder arm ist, ob er hoch oder niedrig auf der gesellschaftlichen Statusleiter angesiedelt ist, oder seine Haut gelb, schwarz oder weiss ist. Nein, alle Männer und Frauen sind Kinder des einen Vaters und deshalb Geschwister. Sie alle sind unterwegs zum Reich Gottes, doch haben viele von ihnen ihr Ziel noch nicht erkannt. Sie lassen sich zeitweilig noch von den astralen Nebelschleiern einhüllen, die sie umgeben, und sind sich bisher nur ihres physischen und emotionalen Verlangens bewusst, wobei sie dann alle ihre Energien darauf konzentrieren, diese egoistischen Bedürfnisse zu befriedigen.

 

So gibt es viele Entwicklungsstufen, und der einzig nennenswerte Unterschied, der auch die jeweilige Bewusstseinsstufe anzeigt, besteht darin, inwieweit ein Mensch noch von Dunkelheit umfangen ist, oder anders ausgedrückt, inwieweit sein Denkvermögen bereits von Licht durchdrungen ist.

 

Das Reich Gottes auf Erden existiert bereits im Herzen sehr vieler Männer und Frauen. Es wird aber erst dann allgemeine Anerkennung finden, wenn die Zahl der geistig ausgerichteten Menschen auf der Welt überwiegt. Ihr Einfluss und die von ihnen übermittelte Kraft wird einmal in allen Naturreichen spürbar sein. In dieser neuen Ära wird der Mensch die Herrschaft über alle Formen erlangen und mit eben dieser Kraft der Übermittlung der geistigen Energien der Liebe und des Willens zum Guten die ganze irdische Ebene transformieren. Dann beginnt jene symbolische Periode, die man als Hundertjähriges Friedensreich bezeichnet hat.

 

Bisher hatte das geistige Reich seinen Sitz hauptsächlich in den inneren, subjektiven Welten – auf der Ebene der Hierarchie, der Ebene der Meister und vollendeten Menschen und Engel. Aber jeder seelenerfüllte Mensch auf Erden ist auch schon ein jüngeres Mitglied des Seelenreiches und leistet auf diesem Platz seinen Beitrag, dass sich das Reich der Seelen im Alltag der Menschen fester verankern kann. Schon immer gab es unter den Menschen Vorposten des Gottesreiches, die als Vermittler zwischen der Hierarchie und den irdischen Welten dienten, und als Kanäle, die den Strom liebevollen Verstehens, guten Willens und des Dienens weiterleiteten und für die geistige Evolution des Menschen verantwortlich waren. Solche Männer und Frauen, in jedem Land, sind vom Christusbewusstsein durchdrungen, auch wenn sie diesem Bewusstsein unterschiedliche Namen geben.

 

Diese seelendurchdrungenen Menschen bilden gegenwärtig eine lebendige Seelenbrücke zwischen dem Himmlischen Reich und der Welt des Menschen. Sie ist bereits fest verankert und wird täglich durch neue Mitglieder weiter ausgebaut und gestärkt. Auch wenn im menschlichen Denken und Handeln das Menschenreich noch immer gänzlich im Vordergrund steht, hat das Reich Gottes auf der Erde bereits festen Fuss gefasst und wächst infolge der geistigen Kräfte, die fortwährend über diese Seelenbrücke strömen, stetig an. Jede neue Seele, die dem göttlichen Reich beitritt, vermehrt die Macht und Wirkung dieses Reiches, weil damit ein zusätzlicher Kanal für die Übertragung der geistigen Energien von den höheren zu den niedrigeren Ebenen zur Verfügung steht.

 

Andererseits gehört es zum Aufgabenbereich jener Glücklichen, die das Licht bereits gefunden haben und in das Seelenreich eingegangen sind, das empfangene Licht wieder zurück auf die Regionen der Dunkelheit zu richten, in denen sie selbst äonenlang gefangen waren, und auf diese Weise jenen, die noch immer diesen Spuren folgen müssen, den Weg zu erhellen.

 

Nur durch die vereinten und beharrlichen Anstrengungen aller, die sich im Herzen von Liebe und gutem Willen leiten lassen, kann die Menschheit als Ganzes erhoben werden. So wird ein jeder Jünger seinen Beitrag dazu leisten gemäss dem empfangenen Licht, gemäss den Eigenschaften und Talenten, mit denen er ausgestattet ist, und den Umständen entsprechend, wie sie durch Zeit und Ort vorgegeben werden. Die Menschen werden erkennen, dass sie das Reich Gottes nur dann finden, wenn sie sich seine Gegenwart bewusst machen, und dass sie es nicht in einer äusseren Erscheinungsform entdecken werden, sondern vor allem durch das Erkennen des Christus im eigenen Herzen. Zögern wir also nicht, die Energien der Liebe und des guten Willens, die uns alle inspirieren, zu entfalten, denn sie werden uns die richtigen Gelegenheiten bieten, für die wir leben, arbeiten und dienen und durch die wir unsere Träume und Sehnsüchte erfüllen können. Damit trägt jeder seinen Teil dazu bei, eine bessere Welt für alle zu schaffen und schliesslich das Reich Gottes auf Erden Wirklichkeit werden zu lassen.

 

Aart Jurriaanse