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Aktueller Artikel


Philosophie der Synthese: Das Böse

Aart Jurriaanse

 

Auszug aus dem Buch von Aart Jurriaanse: Philosophie der Synthese; eine Einführung in die zeitlosen Weisheitslehren.

In lockerer Folge veröffentlicht unser Onlinemagazin Auszüge aus diesem Buch. Es fasst einleuchtend und prägnant den Inhalt des grundlegenden, jedoch oft schwer verständlichen Werks von Alice Bailey zusammen. Der folgende Text stammt von den Seiten 498 500.

 

Hier geht es zur Buchbesprechung.


 

Bild: Lotte Kofler

Jede Form der Schöpfung ist eine Materialisation des Geistes und folglich ein Aspekt Gottes. Das Wahrnehmungsvermögen des Menschen ist jedoch eingeschränkt, und da die Sinne nicht vollkommen sind und das physische Gehirn nur unzulänglich deuten kann, erhält er ein verzerrtes Bild der geschaffenen Formen. Ohne diese Verzerrungen würde er die Vollkommenheit, das Göttliche oder die tatsächliche Widerspiegelung Gottes in jeder Kreatur erkennen, mit dem Ergebnis, dass er die gesamte Schöpfung als das erfasste, was sie in Wirklichkeit ist: Gott. Mit völlig

ungetrübter Wahrnehmung würde der Mensch alles, was ihn umgibt, sich selbst eingeschlossen, in seiner wahren Vollendung sehen – als wahrhaftige Reflexion Gottes. Dann gäbe es für ihn nichts mehr zu erfahren, zu lernen oder anzustreben, und er würde ganz aufgehen in Gott, in Vollkommenheit. Dies ist das höchste Ziel für den Menschen. Doch bis dahin hat er noch einen weiten Weg vor sich und muss aufgrund seiner eingeschränkten und astral getrübten Wahrnehmungsfähigkeit viele weitere Erfahrungen machen.

 

Bezeichnenderweise ist es gerade dieses unvollständige Wahrnehmen und die daraus folgende Verzerrung der Realität oder Wahrheit, was den Begriff des «Bösen» entstehen liess. Anders ausgedrückt: Damit der Mensch das Gute oder Gott überhaupt erkennen kann, bedarf es als Kontrast den Aspekt des Bösen. Der Jünger muss zu der Erkenntnis gelangen, dass auch dem scheinbar Bösen Gutes abgerungen werden kann, denn das Böse ist schlicht eine astrale Illusion. Böses entsteht in erster Linie durch eine entstellte Wahrnehmung der Tatsachen, was dann durch die eigennützigen und auf Absonderung bedachten Motive der Persönlichkeit verstärkt wird. Auf diese Weise werden die vom Leben gebotenen Möglichkeiten missbraucht. Würde man einen anderen Weg wählen und sich unter den gleichen Umständen von richtigen Motiven leiten lassen, könnte man die Dinge zum Guten wenden.

 

In Bezug auf die Menschheit im Allgemeinen lässt sich sagen, dass die breite Masse zum Guten neigt; allerdings steht die «Tür zum Übel» noch immer weit offen. Grund dafür sind die selbstsüchtigen Wünsche des Menschen, seine Habsucht, sein Hass, sein persönlicher Ehrgeiz, seine Machtgier und das Errichten von künstlichen rassischen und nationalen Schranken. Diese bösen Kräfte werden jedoch schliesslich von den Energien des Willens-zum-Guten, die heute in die Herzen der Menschen einströmen, übertönt und umgewandelt. Gerade das dem Menschen innewohnende Gute sollte ermutigt und entwickelt werden, damit es zu einer wahren Woge echter zwischenmenschlicher Beziehungen wachsen kann, die alles Böse fortspült. Hass und Furcht können nur mit intelligentem gutem Willen und liebevollem Verständnis ausgeglichen werden.

 

Wenn die bösen Mächte den erfolgreichen Fortschritt der Kräfte des Lichts vereiteln wollen, gehen sie manchmal zum direkten Angriff auf die physischen Körper der Jünger über, die der Hierarchie als Kanal zur Übertragung ihrer Ideen und Energien an die Menschheit dienen. Indem sie im Körper des Jüngers Leiden verursachen, versuchen sie seine Leistung einzuschränken. In solchen Fällen entschliessen sich die Meister vielfach zur Intervention und beschützen ihre Jünger gegen Angriffe, die womöglich eine hemmende Wirkung haben. Es ist eine der Hauptaufgaben der Geistigen Hierarchie, sich zwischen die Kräfte des Bösen und die Menschheit zu stellen und so das Böse dem Licht preiszugeben.

               

Die Kräfte des Bösen haben bislang schon verheerenden Schaden in der Menschheit angerichtet. Das war möglich, weil die Mehrzahl der Menschen materiell und astral ausgerichtet war und diesen Kräften daher eine perfekte Angriffsfläche Kräfte bot. Die Kräfte des Guten und des Lichts organisieren sich jetzt jedoch sehr schnell und werden unweigerlich über die Mächte der Finsternis triumphieren. Die «Lichter, die den Willen Gottes erfüllen», warten nur noch auf den einstimmigen und entschlossenen Ruf der Menschheit.   

 

Aart Jurriaanse